Breite für Radfahrer: E‑Radschnellweg Göttingen
Donnerstag, 12. Juni 2014
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Die mobile Zukunft hat Pedale – und in vielen Fällen auch einen Zusatzantrieb. In Göttingen wird auf dem E‑Radschnellweg vorgemacht, wie man mit beidem schnell vorankommt. Verkehrsexperten und die Fahrradbranche beobachten und begleiten dieses Pilotprojekt mit großem Interesse.
Wir haben unser Bildarchiv aktualisiert. Dabei wurden ältere Bilder entfernt – darunter das hier verlinkte. Melden Sie sich einfach für passende Motive zum Artikel: 0551–9003377‑0.Das Göttinger Modell
Wie das aussehen kann, zeigt exemplarisch die niedersächsische Universitätsstadt Göttingen. Die Stadt gehört zu einer von vier „Schaufenster-Regionen“, die 2012 von der Bundesregierung ausersehen wurden, um Pilotprojekte der Elektromobilität voranzubringen. Seit Ende 2013 sind Radler, die vom Zentrum aus in nördliche Richtung fahren – etwa zu den dort gelegenen Einrichtungen der Universität – auf dem E‑Radschnellweg unterwegs, der nach Abschluss der Bauarbeiten auf insgesamt vier Kilometern Länge bis zum Hauptbahnhof führen soll. Die Neuanlage von breiten Radwegen, verbesserte Kreuzungsbereiche, optimierte Ampelschaltungen sowie die Ausweisung von Fahrradstraßen zeigt
Langfristig ist eine Erweiterung der Göttinger Radstrecke auf angrenzende Gemeinden geplant, was den Umstieg aufs Elektrorad noch attraktiver machen dürfte.
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Ohne Stau in die Stadt, auf Wegen mit Vorfahrt für Radler? „Für uns in den Niederlanden ist das Konzept der Radschnellwege nichts Neues“, erläutert Anke Namendorf vom Radhersteller Koga (www.koga.com). „Unsere Erfahrungen zeigen, dass bessere Radwege zu mehr Radverkehr führen.“
Henning Voss, Deutschland-Importeur des englischen Faltrades Brompton (www.brompton.de), kann Ähnliches aus London berichten: In einer Stadt, deren Ruf eigentlich
Deutsche Verkehrsplaner schielen gerne hinüber nach Holland, um die Potenziale des elektrifizierten Radverkehrs auszuloten. Dort war bereits 2012 jedes sechste Neurad ein Elektrobike, und viele davon kommen auf längeren Fahrten im Alltagsverkehr zum Einsatz. Und da etliche dieser Fahrten früher mit dem Auto zurückgelegt wurden, bedeutet die Zunahme der E‑Bikes auch eine Steigerung des Radverkehrs. „Dies alles ruft natürlich nach Änderungen der
Mehr Raum für Räder
Göttingen weist derzeit einen Radverkehrsanteil von knapp unter 30
Prozent auf, Tendenz steigend. „Seit dem ersten Autoboom zu Beginn der 1960er-Jahre dominiert der Pkw-Verkehr die Infrastruktur deutscher Städte. Doch Umweltbelastungen, der immense Raumanspruch und der damit einhergehende Verlust von Lebensqualität treffen kaum mehr den heutigen urbanen Zeitgeist“, urteilt Heiko Müller vom Darmstädter E‑Bike-Hersteller Blue Label (www.r‑m.de/bluelabel), der Elektroräder zur besten Alternative zum Auto erklärt. „Modelle wie der Göttinger E‑Radschnellweg oder die geplante Radschnellverbindung zwischen Darmstadt und Frankfurt sind gute Beispiele dafür, dass dieser Gedanke nun auch bei Verkehrsplanern Einzug hält und dem Fahrrad langsam, aber sicher
mehr Raum zugestanden wird.“ Für bessere und breite Wege spricht sich auch Paul Hollants vom Liegeradanbieter HP Velotechnik (www.hpvelotechnik.com) aus: „Wenn Radverkehr in den Städten als echte Alternative zum Autoverkehr ernst genommen werden soll, muss dafür auch Platz zur Verfügung stehen.“ Denn nach Meinung Hollants‘ wird neben der allgemeinen Zunahme des Radverkehrs auch die Anzahl an mehrspurigen Spezialrädern mit ungewohnten Formen und Maßen steigen, beispielweise praktische Lasten- oder komfortable Liegedreiräder. Auch Gespanne mit Kinderanhängern profitieren von der neuen Breite; Göttingens E‑Radschnellweg bietet gut vier Meter.
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Noch sieht man in Fahrradstädten wie Göttingen deutlich mehr unmotorisierte Räder als E‑Bikes – kein Wunder bei dem großen Anteil an Studenten, die ja nicht eben die Hauptzielgruppe der E‑Bike-Anbieter sind. Tobias Erhard vom Komponentenhersteller Sram (www.sram.com) kann das verstehen: „Sportliche Alltagsräder oder komfortable Citybikes mit Nabenschaltung sind nun mal unschlagbar in Sachen Handhabung und Betrieb. Kein Aufladen, geringes Gewicht …“ Im Windschatten der neuen E‑Mobilität dürfte aber auch das normale Fahrrad weiter vorankommen – ein willkommener Nebeneffekt von Projekten wie dem Göttinger E‑Radschnellweg, denn die zukünftige urbane Mobilitätsform hat vielleicht nicht immer einen Motor, aber stets Räder und Pedale.
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