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Interview: „Mit Addix in eine neue MTB-Ära starten“
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Donnerstag, 27. Juli 2017

*** Bitte beachten Sie: Dieser Artikel ist zwei Jahre alt oder älter. Wir haben ihn nicht gelöscht, weil Inhalte wie Tipps, Hintergründe und Technisches noch immer gültig sind. Ansprechpartner, Produkte und Preise können sich aber zwischenzeitlich geändert haben. Für ein Update rufen Sie uns bitte an! ***

„Wir wollten ein richtig großes Ding machen“, sagt Markus Hachmeyer, Senior Product Manager beim Reifenhersteller Schwalbe. Das Ergebnis ist Addix. Was sich genau dahinter verbirgt, wie lange daran entwickelt wurde und was die Vorteile der neuen Reifen sind, verrät Hachmeyer im Gespräch mit dem pressedienst-fahrrad.

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pd‑f: Schwalbe gilt als Marktführer bei Fahrradreifen. Warum hat man dennoch eine Zäsur gesetzt und mit „Addix“ jetzt laut eigener Aussage eine neue Ära bei Mountainbike-Reifen eingeleitet?

Markus Hachmeyer: Wie heißt es immer so schön? Stillstand ist Rückschritt. Wir haben uns nicht auf unseren Lorbeeren ausgeruht, sondern wollten ein richtig großes Ding machen. Addix ist eine klare Verbesserung der Gummimischung. In diesem Bereich haben wir noch nie einen so großen Schritt gewagt. Wir haben richtig rangeklotzt und bei Rezeptur und Verfahren keinen Stein auf dem anderen gelassen. Dabei waren wir bis dato ja gar nicht schlecht aufgestellt, bloß: Wir wollten noch besser werden und unsere Schwächen beseitigen.
Das Thema Reifen-Compound klingt ziemlich nerdig. Wie kann man sich so ein Verfahren verschiedener Gummimischungen vorstellen?
Ein Reifenentwickler muss die Eigenschaften Grip, Rollwiderstand, Haltbarkeit und Dämpfung stetig verbessern. Doch die Verbesserung einer Eigenschaft geht meist zulasten einer anderen. Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Ein einziger Compound kann nie alle unterschiedlichen Anforderungen gleich gut erfüllen. Man muss immer intelligente Kompromisse eingehen, um dem Ziel ein Stück näher zu kommen. Eine Reifenmischung besteht vornehmlich aus natürlichen und synthetischen Kautschuken, aber auch vielen anderen festen und flüssigen Zutaten, etwa Ruße, Silica, Silane, Öle, Schwefel und Antioxidantien. Es gibt zahllose Optionen und unterschiedliche Kombinationen. Man kommt sich schon ein bisschen vor wie Miraculix, wenn er seinen Zaubertrank braut. Eine gute Rezeptur braucht hochspezialisiertes Knowhow, hochwertige Rohstoffe und viele Versuchsreihen. Dazu kommen noch die Mischverfahren, die aus diversen chemischen und physikalischen Prozessen bestehen und, wenn richtig angewendet, das Ergebnis nochmals verbessern. Bei den erfolgreichen Ergebnissen halten wir es deshalb wie Miraculix: Top Secret!

Wie lange dauert der Prozess, den Reifen zu verbessern?

Ein Team von rund 30 Mitarbeitern hat unter der Leitung von Chef-Compounder Wolfgang Arenz und mir seit 2015 daran gearbeitet, die Rezepturen, Mischtechniken und Verfahren stetig zu verbessern. Wir setzen bei Addix jetzt eine Mischtechnologie ein, die aus der Autoreifenindustrie stammt. Die Mischverfahren sind ein enorm wichtiger Bestandteil bei der Herstellung der Gummimischungen. Erst durch Highend-Mischtechnologien wird ein neues Level an Performance und Qualität überhaupt ermöglicht. Unser ganzes Team ist nicht mit dem ersten Versuch zufrieden. Wir wollen uns stetig verbessern und das merkt man uns an.

Können Sie an Beispielen verdeutlichen, was durch Addix besser wird?

Nehmen wir hier „Addix Speedgrip“ mit der blauen Kennung. Es ist unser Universal-Compound für Cross-Country, Allmountain und Trail. Daher gibt es bei fast allen unseren „Evo“-Reifen eine Version mit Addix Speedgrip. Das neue Compound sorgt nun dafür, dass die Haltbarkeit um 62 Prozent im Gegensatz zur früheren Mischung gestiegen ist – der Reifen verschleißt also langsamer. Beim Grip sind es nochmals 35 Prozent – er hat also bessere Traktion. Viel Grip und hohe Langlebigkeit gelten eigentlich als sich gegenseitig ausschließende Eigenschaften. Mit Addix Speedgrip ist es uns jetzt gelungen, diese Eigenschaften in einer Mischung zu vereinen – auf einem Niveau, das wir selbst bis dahin nicht für möglich gehalten haben.
„Addix Soft“ schlägt eine Brücke über viele Bereiche: Es ist für Enduro- und Downhill-Fahrer ausgelegt, aber auch für Trailrider oder Allmountain-Fahrer. Im Gegensatz zum früheren Compound konnten wir auch hier bei der Haltbarkeit große Fortschritte machen, ohne die gerade für Enduro-Racer wichtigen Rolleigenschaften zu beeinträchtigen – im Gegenteil: Der neue Soft-Compound rollt signifikant besser als die alte „TrailStar“-Mischung und das aufgrund der optimierten Kälteeigenschaften sogar das ganze Jahr über.
Der Mountainbike-Sport wird immer stärker segmentiert und diversifiziert. Die Sportler haben in jedem Segment spezifische Anforderungen. Um diesen gerecht zu werden, haben wir gleich vier verschiedene Addix-Compounds aufgelegt.

Wie wirkt sich Addix in der Praxis aus? Spürt der Mountainbiker eine direkte Änderung?

Ja, aber natürlich ist der Wow-Effekt nicht jedes Mal gleich und natürlich muss man den Unterschied bei den einen mehr in der langen Distanz erfahren und bei anderen eher in Extremanforderungen. Es sind ja vier unterschiedliche Compounds und Reifen für verschiedene Disziplinen und Vorlieben. Von unseren gesponserten Fahrern haben wir auch ein sehr gutes Feedback bekommen. Z. B. werden beim Soft-Compound die Dämpfungseigenschaften lobend erwähnt, beim Speedgrip-Compound hingegen der bessere Grip.

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Bei vielen Bikern scheitert es jedoch bereits an den Basics und sie sind mit falschem Luftdruck unterwegs. Jetzt sollen sie sich auch noch mit unterschiedlichen Gummimischungen auseinander setzen. Haben Sie keine Angst, dass Sie die Kunden überfordern?

Genau das Gegenteil ist der Fall. Unsere Addix-Produkte sind so ausgelegt, dass sich der Mountainbiker schnell und einfach orientieren kann. Durch die unterschiedlichen Farbstreifen auf dem Reifen erkennt er sofort, welche Mischung für seinen Einsatzzweck geeignet ist.

Wird das Thema Compound in Zukunft auch bei anderen Schwalbe-Reifen außerhalb des MTB-Bereichs interessant?

Die Frage der richtigen Reifenmischung beschäftigt uns auch in anderen Segmenten. Mit dem Allround-Tourenreifen „Road Cruiser“ bieten wir zur kommenden Saison z. B. erstmals einen Reifen mit einem Compound aus recyceltem Material und natürlichen Rohstoffen an. Neue Gummimischungen werden deshalb auch in anderen Bereichen folgen. Traditionell nehmen wir bei Schwalbe die Produkte für den Alltags- und City-Bereich sehr ernst und konzentrieren uns nicht nur auf die sportlichen Highend-Modelle.

 

Hier finden Sie die gesamte Pressemappe Fahrradsommer 2017

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