E‑Mountainbiken bietet Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen
Montag, 28. Oktober 2019
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Das Mountainbike Tourismusforum Deutschland setzt sich für eine breite Teilhabe der Bevölkerung an der Naturaktivität Mountainbiken ein. Hier bieten sich große Potenziale in Bezug auf die psychische und physische Gesundheit, Umweltbildungund dem Wandel der Alltagsmobilitätzum postfossilen Zeit-alter. Nicht umsonst nutzen über 15 Millionen Deutsche heute schon ein Mountainbike.
Etwa zehn Prozent fährt heute mit elektronischer Unterstützung. Die Gründe sind vielfältig. Meistens entstehtdie Kaufentscheidungaus einem Leistungsunterschied: Paare, die unterschiedlich kräftig sind, Familien, die mit Kinderanhänger unterwegs sind oder Menschen, die nach einer Operation rasch wie-der fit werden wollen, sind typische Beispiele. Gemeinsam ist ihnen: Sie wollen die Natur wieder in der Gemeinschaft genießen und sich auf diesesgemeinsame Erlebnis konzentrieren.
Seit seiner Gründung setzt sich das Mountainbike Tourismusforum Deutschland für einen gemeinsa-men und konstruktiven Dialog auf Faktenbasisein. Um diesem Anspruch gerecht zu werden,fließt viel Energie in die Erhebung und Aufbereitung verlässlicher Daten,um auf deren Basis professionell und mit Augenmaß zu entscheiden. Mit dem Mountainbike-Monitor 2018 liegt eine deutschlandweit reprä-sentative Untersuchung des deutschen Mountainbike-Gastes auf der Basis von knapp 12.000 Inter-views vor.Aus der Studiegeht hervor, dass sich die Touren von E‑Mountainbikern in Distanz und Hö-henunterschied nicht von denen herkömmlicher Mountainbiker unterscheiden. Dieser Befund korres-pondiert auch mit den Daten von E‑MTB-Verleihflotten.
Auch die Motivlage ist nahezu identisch. Draußen sein (97,5Prozent), schöne Landschaft und Natur erleben (94,7Prozent) sowie spektakuläre Landschaften sehen (84,5 Prozent) gehören zu den Top-Moti-ven –ähnlich wie beim Wandern.
Beruhigend ist auch: Ein Anstieg der Unfallzahlen, der durch das E‑MTB induziert sein könnte, ist aktu-ell weder durch die Datenlage von Bergwacht, Alpinpolizei oder Deutschem Alpenverein zu erkennen.Der Erfolg der E‑Bikes und der E‑MTBs bringt viele Menschen wieder aufs Fahrrad, die das Rad lange haben stehen lassen. Umihnen den (Wieder-)Einstieg zu erleichtern haben DAV, ZIV und das MTF 2018 das „Bike-Booklet“ mit der Unterstützung vieler Verbände wie z. B. dem ADFC, der DIMB, dem DOSB, dem Hessischem Waldbesitzerverband, den NaturparkenDeutschlandund der Heinz-Sielmann-Stif-tung veröffentlicht. Auf 36Seitenbeschreibt es anschaulich und kurzweilig, worauf es beim sicheren Mountainbiken ankommt, welche Besonderheit sich aus der Nutzung eines E‑Mountainbikes ergeben und wie das Hobby für Mensch und Umwelt sorgsam betrieben werden kann.
Schon 2017, beim dritten deutschen Mountainbike-Tourismuskongress („Unsere NATUR“),haben wir uns dieUmweltauswirkungen des Bikens in den Mittelpunkt gerückt. Dazuhaben wir u. a. die welt-weite Forschungslage zum Biken im Vergleich zu anderen weggebundenen Natursportarten aufgear-beitet. Alle, die sich in ihren Projekten um Flora, Fauna und Boden sorgen, finden hier eine fundierte Übersicht zum aktuellen Stand der Wissenschaft.
Wissenschaftlich belegt ist beispielsweise: Wild wird durch Wanderer und Jogger weit mehr gestört als durch Radfahrer. Gerade im alpinen Bereich entstehen Abkürzungen häufig durch Spaziergänger. Häufig verursacht schlechter Wegebau solche missachtete Besucherlenkung –ebenso wie er der Ero-sion beim Radfahren Vorschub leistet. Der gesamte Beitrag ist unter www.mtd.bike/MTB-Umweltaus-wirkungenverfügbar. Deutlich wird: Forschungslücken bestehen hinsichtlich Teilaspekten bei nahezu allen Natursportarten. Im Bereich des Mountainbikens wird daher seitdem intensiv an ihrer Schließung gearbeitet.
Die Bundesrepublik steht im Zusammenhang mit dem Klimawandel und dem Bewegungsmangel vor gravierenden Herausforderungen. Beide Krisen zu meistern, wird dann gelingen, wenn alle gesell-schaftlichen Kräfte konstruktiv zusammenarbeiten, mutig gestalten und Veränderung annehmen.Bergsport und allgemein die Erholung in den Alpen ist in vielen Fällen, auf Grund der Anreise per PKW, noch immer motorgestützt.Mountainbiken ist dabei die Naturaktivität,die am häufigsten von der Haus-tür aus begonnen wird –Mountainbikes mit Tretunterstützung (E‑MTBs) bieten große Anreize den PKW für die Naherholung stehen zu lassen. Dies gilt fürsBiken wie auch für die Anreise zu anderen Aktivitä-ten (Wandern, Klettern, Bergsteigen etc.). Forderungennach einer rechtlichen Schlechterstellung von Fahrrädern mit Unterstützungsmotor zu traditionellen Fahrrädern gefährdendiesen Vorteil.
Dies ist v. a. deshalb kritisch, weil eine Veränderung im Mobilitätsverhalten in aller Regel zuerst in Ur-laub und Freizeit erfolgt –und erst dann den Alltag erreicht. E‑Bikes leisten hier einen wichtigen Bei-trag zu einer nachhaltigeren Mobilität in Alltag und Freizeit. Rad-Pendeldistanzen verdoppeln sich, so-bald ein E‑Bike genutzt wird. Die dafür notwendige Energie bewegt ein Auto nur 500 bis 750 Meter!
Kein deutsches Ballungsgebiet wächst so rasant wie der Großraum München –es ist der berechtigte Erholungswunsch vieler dieser Menschen, der an einigen wenigen Orten in den Alpen an bestimmten Tagen zu erhöhtem Besucheraufkommen führt. Dafür gilt es Lösungen zu finden und viele Verantwor-tungsträger arbeiten mit Hochdruck daran, so z. B. der DAV in einem vom Bayerischen Staatsministe-rium für Umwelt und Verbraucherschutz geförderten Modellprojekt. Gesetzgebung unterliegt dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit: Die Lösung eines Partikularproblems an wenigen Stellen der bayri-schen Alpen durch eine bayernweitgültigeGesetzesänderung zu verfolgen, verletzt diesen Grundsatz eklatant.
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