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In Zeiten von Corona: Wo kann ich gerade ein Fahrrad kaufen?
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Freitag, 3. April 2020

*** Bitte beachten Sie: Dieser Artikel ist zwei Jahre alt oder älter. Wir haben ihn nicht gelöscht, weil Inhalte wie Tipps, Hintergründe und Technisches noch immer gültig sind. Ansprechpartner, Produkte und Preise können sich aber zwischenzeitlich geändert haben. Für ein Update rufen Sie uns bitte an! ***

Das Frühjahr ist traditionell die Zeit zum Fahrradkauf. Vielerorts jedoch sind aktuell die Fahrradläden wegen der Corona-Krise geschlossen. Doch Fahrradhändler und ‑hersteller sind nicht untätig und bieten Lösungen an, damit Kunden zu ihrem Wunschrad kommen. Der pressedienst-fahrrad zeigt, wie das funktioniert.

[pd‑f/tg] Die meistgestellte Frage an Fahrradhändler aktuell lautet: „Haben Sie überhaupt offen?“ Die Antwort ist rechtlich eigentlich geklärt: Fahrradwerkstätten dürfen deutschlandweit öffnen. Der stationäre Fahrradverkauf ist aktuell nur in drei Bundesländern (Berlin, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern) erlaubt. Dennoch besteht die Möglichkeit, jetzt ein neues Fahrrad zu kaufen. „Wer ein neues Rad haben will, kriegt das auch“, sagt Heiko Müller, Geschäftsführer beim E‑Bike-Anbieter Riese & Müller.

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Online-Kauf birgt Risiken

Unkompliziert geht das im Internet. Online-Versender und ‑Shops dürfen ihr komplettes Sortiment anbieten. Auch so manch großer Filialist konzentriert sich bei geschlossenem Ladengeschäft vermehrt auf den Online-Handel. Die Beratung erfolgt dabei durch Chats oder per Telefon. Das Fahrrad wird anschließend direkt nach Hause geliefert, wobei mit teilweise mit längeren Wartezeiten zu rechnen ist, da die Logistiker bereits auf Anschlag arbeiteten. Außerdem muss das Rad anschließend noch endmontiert werden. Ulf-Christian Blume von der Beratungsagentur LBU schränkt deshalb ein, dass nicht alle Radfahrer von einem Online-Kauf profitieren: „Kunden, die nicht genau wissen, welches Rad sie wollen und brauchen, würde ich weiterhin einen Kauf beim stationären Händler empfehlen. Dort haben sie die Möglichkeit der Probefahrt, die oft ausschlagend sein kann.“ Aus seiner Sicht werde dem stationären Fahrradhandel durch die Corona-Krise eine lange Nase gedreht und der Fachhändler doppelt bestraft. „Viele Fachhändler haben keinen Online-Shop und sind auf die Verkäufe im Laden angewiesen. Während sie eingeschränkt sind, darf der Online-Händler ohne Beschränkung verkaufen und die Kunden gewöhnen sich verstärkt an das Online-Shopping. Aus meiner Sicht ist das eine Wettbewerbsverzerrung“, fasst Blume zusammen. Der Jurist und Branchenexperte weist deshalb daraufhin, dass für den stationären Handel momentan jeder Umsatz zu begrüßen ist, egal ob on- oder offline. Viele Fachhändler greifen deshalb zu kreativen Lösungen, um weiterhin Fahrräder zu verkaufen.

Eine Frau sitzt neben einem abgestellten E-Bike auf einer Bank und schaut lachend auf ein Smartphone.Fachhandel berät telefonisch

Ein Beispiel ist Thorsten Larschow. In seinem Fahrradladen Rad und Tour in Cuxhaven würden jetzt eigentlich die ersten Nordsee-Urlauber nach Leihrädern fragen. Doch in Corona-Zeiten müssen andere Lösungen her. Fahrradteile können beispielsweise im Shop bestellt werden, die Auslieferung erfolgt per Lastenrad. Aber auch Fahrradverkäufe sind möglich, wie Larschow beschreibt: „Wir beraten per Telefon oder Chat. Das Rad wird bei uns aufgebaut und dann direkt an den Kunden geliefert, der die Möglichkeit hat, eine Probefahrt rund um sein Haus zu machen.“ Beratung und Übergabe erfolgen dabei kontaktlos. „Wir gehen jetzt neue Maßnahmen an und unsere Kunden zeigen sich dabei äußerst kooperativ“, beurteilt der Fachhändler die aktuelle Lage.

Händler kommt zum Kunden

Markus Boscher vom Radladen Velorado in Nürnberg freut sich momentan auch über eine hohe Solidarität aus der Nachbarschaft: „Die Leute bringen ihre alten Räder vorbei, um die Werkstatt und somit unser ganzes Geschäft zu unterstützen.“ Da der E‑Bike-Händler keinen eigenen Webshop hat, braucht er jetzt andere Lösungen, um seine Räder zu verkaufen. Die intensive Beratung erfolge ausschließlich per Telefon. Im Gespräch wird der Kreis an passenden E‑Bikes eingeengt und dem Kunden eine kleine Anzahl an Rädern für eine Probefahrt angeliefert. „Das ist für den Kunden noch komfortabler als ein Besuch im Shop. Nur für den Kaffee muss er selbst sorgen“, witzelt Boscher, ergänzt aber gleich: „Für uns ist das ein deutlicher Mehraufwand. Aber das ist die einzige Chance, momentan überhaupt Räder zu verkaufen.“

Unterstützung durch Hersteller

Auch so mancher Hersteller unterstützt die Händler mit ebenfalls kreativen Ideen. Premium-E-Bike-Hersteller Riese & Müller bietet eine telefonische Beratung sowie einen Facebook-Chat für Kaufinteressierte an. Zudem besteht die Möglichkeit, das Wunschrad zu bestellen. Endmontage und Übergabe laufen weiterhin über den Fachhändler. „Wir unterstützen damit unsere Handelspartner“, erklärt Heiko Müller. Fachhändler sollten jetzt nicht schließen müssen, weil sie keinen Umsatz mehr machen, sondern sie sollen sich aktiv für den Radverkehr stark machen. „Wir brauchen jetzt jeden Marktteilnehmer, um das Thema Radfahren in der Gesellschaft weiter voranzubringen. Jeder Händler, der schließt, ist einer zu viel“, macht Müller deutlich.

E‑Bikes verkaufen sich das ganze Jahr

Für Volker Dohrmann, Leiter Produkt, Strategie und Marketing beim Hamburger Fahrradhersteller Stevens, ergibt sich ein andere Aussicht: „Das Fahrradgeschäft ist nicht mehr so stark frühjahrszentriert wie noch vor einigen Jahren. Gerade E‑Bikes werden mittlerweile über das ganze Jahr gekauft.“ Der deutsche Einzelhandel könne jetzt nicht ein Jahr lang an die Kette gelegt werden, sondern werde diesen Stresstest bewältigen und danach werde auch die Nachfrage in den Läden steigen. Diese seien voll und darauf vorbereitet. Sein Tipp deshalb an Endkunden: „Informieren Sie sich jetzt intensiv und rufen Sie auch schon mal den Händler an, um die individuelle Lage zu prüfen und sich auch beraten zu lassen. Wir liefern bestellte Räder nach Rücksprache auch weiterhin an unsere Händler. So kann man die Zeit bis zur Öffnung der Shops nutzen und beim Fachhändler kaufen.“

Unsicherheit bleibt

Reiner Probst vom Fahrradladen Velophil hat seinen Laden in Berlin und darf deshalb aktuell Räder verkaufen. Seine Erfahrung deckt sich mit dem Dohrmanns Tipp: Die Kunden kommen bereits besser informiert in den Laden, weil sie mehr Zeit für die Recherche zu Hause hätten und sich auch telefonisch vorab intensiv beraten ließen. Er verkauft deshalb auch weiterhin Fahrräder aus seinem kompletten Angebot bis hin zu den hochpreisigen Modellen. Die stationäre Beratung und der Verkauf finden allerdings unter strengen Auflagen statt. „Wir bedienen maximal zwei Kunden gleichzeitig im Laden. Außerdem sind die Öffnungszeiten eingeschränkt, um unsere Mitarbeiter und die Kunden zu schützen“, berichtet Probst über die Sicherheitsmaßnahmen. Ihn ärgert es, dass es keine deutschlandweite Regelung für den Verkauf von Fahrrädern gibt. Gerade diese Unsicherheit würde viele Kunden abhalten, in den Laden zu kommen – selbst wenn dieser geöffnet ist.

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