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„Für jeden Hersteller ist die Optimierung der Lieferketten ein Riesenthema“

Als Sattel- und Griffhersteller unterhält RTI Sports mit der Marke Ergon wirtschaftliche Verbindungen in die ganze Welt. Gründer und Geschäftsführer Franc Arnold hat deshalb einen guten Überblick, was in der Fahrradbranche und in der globalen Ökonomie passiert. Mit dem pressedienst-fahrrad sprach er über die Probleme der deutschen Wirtschaft, warum Sättel nicht komplett in Deutschland gefertigt werden und was ihn an der Mentalität von Politik und Unternehmen in Deutschland stört.
Die Bildunterschrift wird in Bälde eingefügt. Sie können uns aber gern auch per E-Mail oder Telefon kontaktieren, wir helfen gerne weiter. https://www.pd-f.deImpressum / Imprint: pressedienst-fahrrad, Gunnar Fehlau, Wilhelm-Raabe-Str. 22, 37083 Göttingen, Germany, T: 0049(0)551/5031545, M: 0049(0)171/4155331, F: 0049(0)551/5031457, gf@pd-f.de, www.pd-f.de Quelle/Source [´www.ergonbike.com | pd-f´]
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Stand: Februar / 2025

Zum Unternehmen

RTI Sports (Radsport, Triathlon, Innovation) ist ein Hersteller und Vertriebler von Komponenten und Fahrrädern aus Koblenz. Bekannt wurde das Unternehmen durch die Marke Ergon, die ergonomische Sättel, Griffe und Pedale anbietet. Auch die Sattelmarke Terry und die Lastenräder der Marke Ca Go sind Eigenmarken von RTI. Zusätzlich gehören zum Sortiment z. B. Luftpumpen und Minitools des taiwanesischen Herstellers Topeak, Fahrradhelme von Met (Italien) sowie Protektoren von Bluegrass (Italien). Neu im Sortiment sind leichte und robuste TPU-Fahrradschläuche der Eigenmarke Aeron/TPU, die in Österreich produziert werden. RTI Sports legt Wert darauf, dass bei den eigenen Marken die Wertschöpfungsstufen vor der Fertigung, also Entwicklung, Design u. a., komplett in Deutschland stattfinden. So werden z. B. auch die Materialzusammensetzungen für die Griffe komplett in Deutschland entwickelt und hergestellt. In Deutschland direkt gefertigt wird ein Teil des Griff-Angebots sowie Komponenten für die Sattelherstellung. Weitere Produktionsstätten sind in Italien, Osteuropa oder auch in Asien.

pressedienst-fahrrad: Herr Arnold, Sie fertigen ergonomische Fahrradkomponenten. Kann man in Deutschland überhaupt einen ganzen Fahrradsattel bauen?
 
Franc Arnold: Das ist ausgeschlossen. Wir schaffen es nicht, einen kompletten Sattel in Deutschland fertigen zu lassen. Die Produktionsinfrastruktur dafür ist nicht vorhanden. Es gibt beispielsweise keine Firma für das Verkleben der Sättel für große Stückzahlen, auch fehlt das handwerkliche Know-how.
 
Was fertigen Sie stattdessen in Deutschland?
 
Wir fertigen beispielsweise die Komponenten für den Sattel. Die Schäume entwickeln wir mit einem Hersteller aus Deutschland, weil wir so eine hohe Qualität sicherstellen. Bei manchen Sätteln fertigen wir auch Dämpfungselemente in Deutschland. Auch lassen wir Teile unseres Griffsortiments in Deutschland produzieren. Manche Griffe sind jedoch derart komplex in der Fertigung, dass in Deutschland ebenfalls die notwendige Produktionsinfrastruktur nicht zur Verfügung steht. Was für uns in puncto Qualität besonders wichtig ist, ist die Entwicklung des Gummi-Compounds, also die Mischung und Herstellung der Grundstoffe. Das machen wir ebenfalls in Deutschland.
 
Warum halten Sie weiterhin am Standort Deutschland fest? Gerade in Zeiten, wo in anderen Branchen Stellen abgebaut werden.
 
Ich gehe davon aus, dass wir Produktteile, die wir jetzt fertigen, auch dauerhaft in Deutschland herstellen. Die Wertschöpfung beispielsweise bei einem Schaum ist eigentlich die Entwicklung. Das wird in Deutschland auch weiterhin Bestand haben. Bei den Metallbauteilen könnte in Zukunft der Kostendruck zu groß werden. Bei der Entwicklung sind die Formkosten und die Formentwicklung bis zu fünfmal so hoch wie in Asien. Das ist qualitativ alles super, aber auch zu viel gewollt. In Asien findet man einfachere Spritzgussformen, die in Deutschland weniger zum Einsatz kommen. Um den Unterschied bei einem Produkt festzustellen, müsste man schon ein Kunststoffexperte sein. Endverbraucher können das nicht wahrnehmen und es hat auch keine Relevanz.

„Wo „Made in Germany“ in der Fahrradbranche draufsteht, ist das Produkt oft nicht so gut, dass die höheren Kosten gerechtfertigt sind und dass der Markt bereit wäre, den Preis auch zu bezahlen. “
Franc Arnold

Reshoring, also die Rückholung der Produktion nach Europa, ist ein großes Thema in der Fahrradbranche. Kann das bedeuten, dass wieder mehr Fahrradfirmen auf Komponentenhersteller setzen, die in Deutschland oder Europa produzieren?
 
Für jeden Hersteller ist die Optimierung der Lieferketten ein Riesenthema. Die Wege sollen möglichst kurz sein. Das ist für uns ein Grund, dass wir in europäische Fertigung investiert haben. Das macht uns attraktiv. Aber: Im Fahrradmarkt ist es enorm wichtig, als Erstausrüster bei den Fahrradherstellern dabei zu sein. Die Mitbewerber aus Asien machen gute Produkte und das zu Preisen, bei denen wir mit einer rein deutschen Fertigung nicht mithalten könnten. Um konkurrenzfähig zu bleiben, mussten wir deshalb Teile der Produktion in andere europäische Länder verlagern.
 
Aber ist „Made in Germany“ nicht ein Qualitätsversprechen und ein Grund, besonders solche Produkte zu kaufen?
 
Deutschland ist eine Marke und „Made in Germany“ hat noch immer eine sehr starke Kraft nach außen, z. B. in den USA. Für deutsche Kunden ist es hingegen weniger relevant. Die sind oftmals gar nicht bereit, mehr zu bezahlen, weil in Deutschland gefertigt wird. Und deshalb stehen die Mehrkosten in keinem Verhältnis mehr zu dem, was am Ende als Produkt herauskommt. Wo „Made in Germany“ in der Fahrradbranche draufsteht, ist das Produkt oft nicht so gut, dass die höheren Kosten gerechtfertigt sind und dass der Markt bereit wäre, den Preis auch zu bezahlen. Häufig sind die Produkte auch nicht besser.

Druckentlastungsrinnen werden von vielen Herstellern zur Schonung von Damm und Genitalbereich eingesetzt. Umso wichtiger wird damit der Kontaktbereich zu den Sitzhöckern.https://www.pd-f.deImpressum / Imprint: pressedienst-fahrrad, Gunnar Fehlau, Wilhelm-Raabe-Str. 22, 37083 Göttingen, Germany, T: 0049(0)551/5031545, M: 0049(0)171/4155331, F: 0049(0)551/5031457, gf@pd-f.de, www.pd-f.de Quelle/Source [´www.ergonbike.com | Tino Pohlmann | pd-f´]
Quelle/Source [´www.ergonbike.com | Tino Pohlmann | pd-f´]

In der Diskussion um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft werden hohe Energiepreise oft als Problem genannt. Spüren Sie das auch?
 
Ja, wir lassen aktuell auch in Osteuropa fertigen. Dort sind die Strompreise teilweise nur halb so hoch wie hierzulande. Wie das sein kann, weiß ich nicht. Entsprechend sind aber alle Kosten in Deutschland viel höher.
 
Gibt es noch weitere Gründe, warum die Produktion in Deutschland an Attraktivität verliert?
 
Ich bin leider ernüchtert über das Mindset von vielen deutschen Firmen, mit denen wir arbeiten oder arbeiten wollten. Mit Mindset meine ich die geistige Flexibilität, die Leistungsbereitschaft und die Kundenorientierung. Die Großbetriebe sind in der Regel ausgerichtet auf hohe Stückzahlen und lange Produktions- und Entwicklungszeiten. Das Geschäftsmodell hat lange Zeit gut funktioniert, aber es beginnt jetzt, Risse zu bekommen, weil man flexibler agieren muss. Das sehen wir gerade in der Automobilindustrie. Anforderungen und Preisdruck für die Zulieferer sind dort mittlerweile sehr hoch. Durch die Umstellung auf E‑Mobilität werden viele langjährige Verbindungen in Frage gestellt und die Zulieferer geraten stark unter Druck. Sie möchten ihre Kapazitäten deshalb auch gerne anderen Branchen zur Verfügung stellen, um weiter ausgelastet zu sein – was sie allerdings aus unserer Erfahrung selten tun, weil die Geschäftsprozesse zu unflexibel sind.

„Wenn man das Know-how nicht im Haus hat, ist auch der Schritt ins Digitale nicht so organisiert, wie es sein sollte. “
Franc Arnold

Bringt die Digitalisierung die deutsche Wirtschaft nach vorne?
 
Viele Jahren dachte ich: Digitalisierung ist ein abstraktes Buzzword. Aber, was man früher auf Papier gemacht hat, macht man jetzt falls möglich auf elektronischen Wegen, in allen Unternehmensbereichen. Das ist mittlerweile essenziell. Aber: Für Mittelständler ist es oft eine Know-how-Frage. Wenn man das Know-how nicht im Haus hat, ist auch der Schritt ins Digitale nicht so organisiert, wie es sein sollte. Kleine Firmen können das vielleicht gar nicht leisten, auch wenn der Schritt auf alle Fälle wichtig wäre.

Zur Person:

Franc Arnold machte seine ersten Schritte im Fahrradmarkt mit einem eigenen Fahrradgeschäft. 1990 gründete er RTI Sports und baute eigene Triathlon-Räder. Seit 1998 ist das Unternehmen auf den Markenvertrieb von hochwertigem Fahrradzubehör spezialisiert.

Interview: Thomas Geisler

Die Bildunterschrift wird in Bälde eingefügt. Sie können uns aber gern auch per E-Mail oder Telefon kontaktieren, wir helfen gerne weiter.https://www.pd-f.deImpressum/Imprint: pressedienst-fahrrad GmbH, Ortelsburger Str. 7, 37083 Göttingen, Germany, T: +49(0)551/9003377-0, info@pd-f.de, www.pd-f.de Quelle/Source: „www.ergonbike.com | pd-f“
Quelle/Source: „www.ergonbike.com | pd-f“

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