Blender nerven! Stellt eure Scheinwerfer richtig ein!
Logisch, wir Radfahrende wissen, wie wichtig es ist, in der Dunkelheit gute Sicht zu haben. Dafür geben wir richtig viel Geld für gute Beleuchtung aus. Frei nach dem Motto: Was ist besser als gutes Licht? Noch besseres Licht! Neue Technik und geänderte Gesetzgebung haben aus den Funzeln der Vergangenheit binnen 20 Jahren zeitgemäße Fahrradfluter gemacht: Standlicht, Tagfahrlicht, Kurvenlicht und Aufblenden inklusive und vom leistungsstarken Lithium-Ionen-Akku oder leichtlaufenden Nabendynamo betrieben. Doch während die Lichter so stark strahlen, scheint die Einsicht, diese richtig einzustellen, im schattigen Bereich der Ignoranz zu verharren.
Es ist nicht damit getan, sein Rad mit tollem Licht auszustatten. Mehr Lichtleistung bedeutet auch mehr Verantwortung. Schließlich sind die Scheinwerfer keine rollende persönliche Lichtshow. Falsch eingestellte Scheinwerfer mit 100 oder mehr Lux sind kein Kavaliersdelikt, sondern für andere Verkehrsteilnehmer:innen mindestens ärgerlich, mitunter gefährlich und obendrein verboten.
Nicht blenden bitte – aber wie geht das?
Die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO §67,3 Absatz 2) sagt ganz klar: „Der Scheinwerfer muss so eingestellt sein, dass er andere Verkehrsteilnehmer nicht blendet.“ Das klingt einfach, ist es aber nicht. Die alte Regelung war spezifisch, jetzt ist sie vage: Modernste LED-Scheinwerfer erfordern eine individuelle Einstellung, um sicherzustellen, dass das Licht vorschauend leuchtet und nicht in die Gesichter anderen Verkehrsteilnehmenden. Testfahrten, etwa auf einem dunklen Parkplatz sind nicht nur ratsam – sie sind Pflicht! Die vielleicht coolste Errungenschaft der neuen Scheinwerfer ist die messerscharfgezogene Hell-Dunkel-Grenze. Sie erlaubt, das volle Potenzial der eigenen Lampe auszuschöpfen – was auch bedeutet, sich um die Sicherheit anderer zu kümmern. Nutze sie zu deinen Gunsten (gute Sicht) ohne zum nervigen Blender zu werden.
Neue Technik, neue Verantwortung, basta!
Mit der tollen neuen Fahrrad(beleuchtungs)technik am Rad geht auch die Verantwortung zur korrekten Nutzung einher. Es ist an der Zeit, dass wir uns nicht nur selbst, sondern auch unsere Mitmenschen respektieren. Kontrolliere dein Licht, bevor du auf die Straße gehst. Mach Schluss mit dem Blenden, damit deine Sicht nicht auf Kosten der anderen Verkehrsteilnehmenden geht. Und falls du eines der neuen E‑Bikes mit Fernlicht hast – super! Aber denk daran: Abblenden beim Gegenverkehr. Sonst bist du schnell der Blender, den niemand auf der Straße sehen will.
Über den Autor:
Gunnar Fehlau ist Gründer und Geschäftsführer des pressedienst-fahrrad sowie der Agentur velonauten und der Schulungsplattform bootcamp.bike. Seit über 30 Jahren ist er als „Velopreneur“ und Chronist in der Fahrradbranche unterwegs. Im Jahr 2023 fuhr er mit Lastenrad und Laptop bei einer „Workpacking“-Tour quer durch Deutschland.