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„Wenn man etwas verändern will, muss man gemeinsam eine Entscheidung treffen“

Als kleines Unternehmen setzt der Hersteller Bernds auf Fertigung in Deutschland. Selbst die Rahmen werden hier von Hand gebaut. Damit ist das Unternehmen eines von wenigen, die noch komplett in Deutschland fertigen. Gründer Thomas Bernds erklärt im Interview, warum es für ihn wichtig ist, am Standort Deutschland zu produzieren, obwohl er mit „Made in Germany“ gar nicht wirbt.
Die Bildunterschrift wird in Bälde eingefügt. Sie können uns aber gern auch per E-Mail oder Telefon kontaktieren, wir helfen gerne weiter.https://www.pd-f.deImpressum / Imprint: pressedienst-fahrrad GmbH, Ortelsburger Str. 7, 37083 Göttingen, Germany, T: +49(0)551/9003377-0, info@pd-f.de, www.pd-f.de Quelle/Source: „www.bernds.de | pd-f“
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Stand: Februar / 2025

Zum Unternehmen

Der Fahrradhersteller Bernds wurde 1991 von Thomas Bernds gegründet. Das Unternehmen produziert Falträder in unterschiedlichen Varianten – vom Kompaktrad über ein Lastenrad bis hin zum Dreirad und Tandem. Zur Fertigung in Deutschland zählt auch das Schweißen der Stahlrahmen. Für die Herstellung sind Präzision und Handarbeit gefordert. Das alles wird im Werk in Überlingen am Bodensee von sechs Mitarbeiter:innen umgesetzt. Die Fertigung eigens entwickelter Komponenten wie Riemenscheiben sowie die Pulverbeschichtung der Räder und der Laufradbau finden bei Partnerunternehmen in Deutschland statt. Bernds setzt auch bei den Zulieferern und bei der Rohstoffversorgung, soweit es geht, auf regionale Partner, was aufgrund der geringen Abnahmemenge an Stahl und Aluminium jedoch nicht immer möglich ist. Einzig bei einigen Schaltungskomponenten ist man auf Partner aus Asien angewiesen, da diese Teile in Europa nicht produziert werden.

Herr Bernds, als Fahrradhersteller, der als einer der wenigen sogar noch seine Rahmen in Deutschland fertigt, gehört Ihr Unternehmen zu den Ausnahmen. Ist „Made in Germany“ für Sie ein lukratives Werbemittel?
 
Thomas Bernds: Wir werben mit dem Slogan nicht sehr offensiv, da die aktuelle politische Situation zeigt, dass ein unreflektierter Umgang mit dem Thema schnell in die falsche Richtung gehen kann. Wir unterstützen die Kampagne „Made in Germany – Made in Vielfalt“. Bei diesem Slogan wird das Problem, das wir mit „Made in Germany“ haben, aufgelöst. Außerdem haben wir den Eindruck, dass die Strahlkraft des Slogans nachlässt. Wir haben „Made in Germany“ früher stärker genutzt, da es ein starkes Verkaufsargument war. Das ist mittlerweile nicht mehr der Fall.
 
Was sind die Gründe dafür, dass die Strahlkraft nachlässt?
 
„Made in Germany“ ist letzten Endes ein Gefühlsthema. Es gibt aktuell nicht den Ausschlag, ob ein Fahrrad gekauft wird oder nicht. Die Lagerbestände im Fahrradmarkt sind so hoch, dass die Marktteilnehmer versuchen, mit möglichst hohen Rabatten die Bestände abzubauen. Da wird aktuell stärker auf den Preis geschaut als auf andere Punkte. Wir haben das Glück, Produkte herzustellen, die sonst keiner auf dem Markt hat. Für uns ist „Made in Germany“ daher nicht mehr ausschlaggebend.
 
Es gab in der EU den Vorschlag, aus „Made in Germany“ einheitlich „Made in Europe“ zu machen. Könnten Sie sich damit besser identifizieren?
 
Für mich persönlich wäre der richtige Slogan „Made for the world“. Damit würde der politischen Entwicklung mit weltweit stärker werdendem Nationalismus vielleicht Einhalt geboten. „Made in Europe“ finde ich als Schritt dorthin auf alle Fälle einen guten Ansatz.

„Es ist uns wichtig, Arbeitsplätze zu schaffen, da Deutschland auf Dauer nicht von einem hohen Außenhandelsüberschuss leben sollte.“
Thomas Bernds

Warum ist es für Sie trotzdem wichtig, am Standort Deutschland zu produzieren?
 
Für uns sind kurze Wege, nicht nur aus ökologischen Gesichtspunkten, wichtig, da sie unsere Flexibilität deutlich erhöhen und wir so Innovationen schneller umsetzen können. Es ist uns außerdem wichtig, Arbeitsplätze zu schaffen, da Deutschland auf Dauer nicht von einem hohen Außenhandelsüberschuss leben sollte und unsere Kinder und Enkel Arbeitsplätze brauchen bzw. brauchen werden. Zudem haben gerade die Corona-Krise und der blockierte Suezkanal gezeigt, dass die Fertigung im Haus viele Vorteile hat.
 
Wird die Fahrradproduktion in Deutschland aber nicht langfristig zu teuer?
 
Zu teuer wird es erst, wenn es in Deutschland keine Arbeitsplätze mehr gibt. Deutsche Firmen waren erfolgreich, wenn sie im eigenen Land produziert haben und selbst Erfahrungen und auch Rückschläge miterleben konnten. Deutschland zum Dienstleistungsland zu machen, ist meines Erachtens ein Irrweg, der am Ende tatsächlich zur viel diskutierten Deindustrialisierung führt. Die Autoindustrie zeigt es ja beispielsweise: Durch die Fertigung von deutschen Autos in China profitieren in erster Linie die Produzenten. Sie wissen besser, welche Probleme bei der Fertigung entstehen können, als Ingenieure, die nur im Büro arbeiten und kaum einen Praxisbezug haben. Wenn ich Fertigung auslagere, lagere ich immer auch Know-how aus. Und wenn ich Know-how auslagere, dann stirbt es irgendwann in einer Firma weg. Ohne Praxisbezug kann der beste Ingenieur nichts entwickeln.
Das ist im Fahrradbereich genauso. Die großen Hersteller in Deutschland haben ihre Rahmenproduktion bereits vor Jahren nach Asien verlagert. Das ist für mich unverständlich. Warum hat man nicht einen Teil dagelassen, damit das Know-how in Deutschland bleibt? In China werden bald ähnliche Preise wie in Deutschland gezahlt, aber es kommen dann noch die Transportkosten hinzu, die man sich sparen könnte. Der kurzfristige betriebswirtschaftliche Aspekt wird hier zu hoch gehalten.
Wir standen schon oft vor der Entscheidung, ob die Produktion in Deutschland wirtschaftlich und qualitativ zeitgemäß bzw. gerechtfertigt ist und prüfen das sehr regelmäßig. Unser Ergebnis: Bei sorgfältiger Planung können wir wirtschaftlich nahezu kostengleich fertigen und sind qualitativ wesentlich besser, planungssicherer und vor allem flexibler. Es macht für uns persönlich, aber auch für unsere Volkswirtschaft keinen Sinn, wenn wir im Ausland produzieren.

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Ein großes Thema im Fahrradmarkt ist aktuell das Reshoring, also die Rückholung der Rahmenproduktion nach Europa, in erster Linie Portugal. Ist das ein richtiger Schritt?
 
Ja. Es wurde dafür viel Geld in die Hand genommen, um die Investitionen zu tätigen, da die Hersteller erkannt haben das sie zu sehr abhängig von asiatischen Lieferanten sind. Klar sind die Gehälter in Portugal nicht so hoch wie in Deutschland. Es zeigt zumindest, dass es machbar ist. Aber: Fertigung in Asien ist nichts Böses, solange man es nicht übertreibt.
 
Sie haben die Gehälter angesprochen: Ist eine Rückholung der Produktion in der Fahrradbranche sogar einfacher, weil man an den Fließbändern Menschen im Niedriglohnsegment beschäftigt?
 
Eine Branche funktioniert auf Dauer nicht, wenn den Menschen kein ordentlicher Lohn gezahlt wird. Wenn man von seinem Lohn keine Familie ernähren kann, läuft etwas falsch und die Mitarbeitenden sind ganz schnell wieder weg. Wir zahlen bei Bernds deshalb keinen Niedriglohn, da wir engagierte, qualifizierte Mitarbeitende benötigen, die ihren Job gerne machen und nicht nur, weil sie Fahrräder toll finden. Ich glaube auch, dass die großen Fahrradhersteller in Deutschland nicht über Niedriglohn sprechen.

„Da braucht es auch ein Entgegenkommen von den kontrollierenden Behörden, mehr Beratung und weniger Repressionen.“
Thomas Bernds

Wie können Sie als kleiner Hersteller im Wettbewerb mithalten, auch im Wettstreit um Fachkräfte?
 
Wir sind durch die Lage am Bodensee in einem stark konkurrierenden Umfeld mit großen Firmen. Wir grenzen uns aber dadurch ab, dass wir ein kleines Team sind, wo jeder seine Ideen einbringen kann und gute Ideen schnell umgesetzt werden. Das schafft eine familiäre Arbeitsatmosphäre in vielen Punkten. Unser Problem: Wenn ein Mitarbeiter geht, geht viel Know-how mit. Das versuchen wir mit einer guten Organisation wieder aufzufangen.
 
Bürokratieabbau ist für mittelständische Unternehmen gerade ein wichtiges Thema. Wie sehen Sie das?
 
Ich muss sagen: Einige Regelungen sind für Unternehmen unter 50 Leute sinnlos. Da könnte man sicherlich für Erleichterung sorgen. Außerdem sollte man bei der Umsetzung ebenfalls bedenken, wie der aktuelle Stand bei den Firmen ist. Viele sind einfach nicht in der Lage, im geforderten Zeitraum die Sachen auch umzusetzen. Da braucht es auch ein Entgegenkommen von den kontrollierenden Behörden, mehr Beratung und weniger Repressionen.
 
Was muss eine neue Regierung tun, damit der Industriestandort Deutschland eine Zukunft hat?
 
Man sollte sich einig sein, in welche Richtung es geht. Das gilt einerseits für den Industrie-Standort, aber auch für die Demokratie. Wenn man etwas verändern will, muss man gemeinsam eine Entscheidung treffen und diese dann auch umsetzen. Auch wenn die Umsetzung nicht in einer Legislaturperiode möglich ist. Sonst erodiert das Vertrauen in die Politik und die Demokratie.
Aktuell herrscht eine Verunsicherung, die sich auf das Kaufklima und somit auf die Wirtschaft auswirkt. Außerdem ist ein Problem, dass die Fahrradindustrie als Wirtschaftszweig nicht ernst genommen wird. Das ist nicht mehr zeitgemäß. Die Fahrradbranche könnte von Fördermitteln, die in die Automobilbranche üppig fließen, genauso profitieren, hat aber nicht die Lobby. Bereits kleine Summen würden den Fahrradherstellern helfen.

Zur Person:

Thomas Bernds baute mit acht Jahren bereits sein erstes Tandem aus zwei alten Fahrrädern. 1991 machte er sein Hobby zum Beruf und gründete sein eigenes Fahrradunternehmen. Seither kümmert er sich um die Entwicklung von innovativen Fahrradkonzepten. Bernds war z. B. einer der ersten deutschen Hersteller, der ein Lastenrad baute.

Interview: Thomas Geisler

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