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„Wir haben als Traditionsunternehmen den Anspruch, die heimische Wirtschaft zu stärken“

Für den traditionsreichen Kinderradhersteller Puky gehört eine Fertigung in Deutschland zum Markenkern. Geschäftsführer Marc K. Thiel erklärt im Gespräch mit dem pressedienst-fahrrad, welche Probleme es aktuell gibt, welche Wünsche er an eine neue Regierung hat und was den Kauf eines Kinderrades von Fast Fashion unterscheidet.
Kinderradhersteller Puky gibt auf seine Modelle eine Produktgarantie von fünf Jahren. Damit lassen sich gebrauchte Modelle noch mit laufender Garantie weiterverkaufen.https://www.pd-f.deImpressum / Imprint: pressedienst-fahrrad, Gunnar Fehlau, Ortelsburger Str. 7, 37083 Göttingen, Germany, T: 0049(0)551/5031545, M: 0049(0)171/4155331, F: 0049(0)551/5031457, gf@pd-f.de, www.pd-f.de Quelle/Source [´www.pd-f.de / Luka Gorjup´]
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Stand: Februar / 2025

Zum Unternehmen

Der Kinderradhersteller Puky feierte im vergangenen Jahr sein 75-jähriges Jubiläum. Bekannt ist die Marke für Fahrzeuge wie Laufräder, Roller, Dreiräder und Fahrräder. Fahrzeuge für Kleinkinder werden zum Großteil noch am Firmensitz in Wülfrath gefertigt, ebenso werden hier die Pulverbeschichtungen gemacht.  Das Assemblieren dieser Produkte finden an weiteren Standorten in Deutschland, vornehmlich in Nordrhein-Westfalen, statt. Seit mehr als 20 Jahren wird dabei auch auf die Arbeit von Werkstätten für Menschen mit Behinderung gesetzt. Fahrradrahmen für Kinderfahrräder werden aus Asien importiert, die individuelle Pulverbeschichtung wird anschließend wieder in Deutschland durchgeführt, bevor die Räder zur Montage in ein eigenes Werk nach Polen kommen. In Wülfrath sind ca. 110 Mitarbeitende beschäftigt, hinzu kommen noch rund 40 im polnischen Werk.

pressedienst-fahrrad: Herr Thiel, in Deutschland sind die Zahlen der Industriearbeitsplätze, der Industrieproduktion und der Direktinvestitionen rückläufig. Einige Expert:innen sprechen bereits von einer Deindustrialisierung. Was bedeutet das für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland?
 
Marc K. Thiel: Der Wirtschaftsstandort Deutschland hat ganz klar aktuell seine Schwächen. Die steigenden Energiekosten belasten uns als mittelständisches Unternehmen sehr, genauso die ausufernde Bürokratie. Außerdem spüren wir den Fachkräftemangel. Wobei wir bei Puky den Vorteil genießen, dass wir unsere Mitarbeiter über lange Jahre im Unternehmen haben. Wenn Leute aber ausscheiden, wird es schwerer, geeignete Nachfolger zu finden. Das sind Punkte, bei denen die Politik gegensteuern muss.
 
Das sind strukturelle Probleme. Sind auch konjunkturelle Probleme spürbar?
 
Es ist kein Geheimnis, dass es 2023 und 2024 auch eine Kaufzurückhaltung in unserer Branche gab. Die Verunsicherung durch den Ukraine-Krieg und z. B. das Heizungsgesetz sowie die allgemeine wirtschaftliche Lage in Deutschland sind spürbar. Wir konnten 2024 allerdings ein Umsatzwachstum im zweistelligen Bereich erzielen. Das war aber insbesondere durch unsre Arbeit in den Auslandsmärkten zu erreichen.

Die Bildunterschrift wird in Bälde eingefügt. Sie können uns aber gern auch per E-Mail oder Telefon kontaktieren, wir helfen gerne weiter.https://www.pd-f.deImpressum / Imprint: pressedienst-fahrrad, Gunnar Fehlau, Ortelsburger Str. 7, 37083 Göttingen, Germany, T: 0049(0)551/5031545, M: 0049(0)171/4155331, F: 0049(0)551/5031457, gf@pd-f.de, www.pd-f.de Quelle/Source [´www.pd-f.de / Luka Gorjup´]
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Welche Märkte sind interessant?
 
In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind wir ohnehin vertreten, ebenso in den nordeuropäischen Ländern wie Dänemark und Schweden und neuerdings jetzt auch in Finnland und Norwegen. Die Benelux und auch Frankeich gehören seit jeher zu unseren Auslandsmärkten. Neu ist jetzt der Online-Vertrieb, u. a. über Amazon, in den südeuropäischen Ländern und UK.

Merken Sie, dass „Made in Germany“ weiterhin im Ausland ein Verkaufsargument ist?
 
Es wird nachgefragt. Gerade bei Neukunden in neuen Märkten ist das neben der Tradition und der Bekanntheit der Marke ein Thema, obwohl wir zurückhaltend damit werben. Für uns steht die Qualität ganz oben. Dazu kommen die Möglichkeiten der Ersatzteilbeschaffung und der fünfjährigen Garantie. Das sind Dinge, die uns sehr vom Wettbewerb abheben. Und was wir verstärkt merken: Der Wirtschaftsstandort Deutschland wird auch bei Konsumenten respektvoll als „herausfordernd“ angesehen und oft mit Fragen, aber dann auch besonders mit Anerkennung gesehen. Es entsteht eine Art „Aha-Erlebnis“ und gesteigerter Respekt, weil wir an der Produktion in Deutschland festhalten. Das ist ein emotionales Asset und schafft zusätzlich großes Vertrauen in die Marke – auch auf internationaler Ebene.

„Der Kinderfahrradkauf ist ein emotionaler Kauf, der einen wichtigen Schritt für die Entwicklung des Kindes darstellt.“
Marc K. Thiel

In Deutschland bekommen aber Billiganbieter wie Shein und Temu trotz viel Kritik einen wachsenden Zulauf. Ist das auch für den Kauf von Kinderfahrzeugen festzustellen?
 
Hier gibt es einen entscheidenden Unterschied: Fast Fashion ist auf den schnellen Konsum ausgelegt. Der Kinderfahrradkauf ist dagegen ein emotionaler Kauf, der einen wichtigen Schritt für die Entwicklung des Kindes darstellt, aber auch mit Angst und Unsicherheit verbunden ist. Anders als bei Fast Fashion spielt die Qualität eine besondere Rolle. Für uns sind Qualität und Sicherheit das A und O. Dafür steht Puky. Wir gehen bei der Nutzung nicht von ein paar Tagen, sondern von mehreren Jahren aus, gerne auch für mehrere Kinder. Das ist nachhaltig. Der Preis ist deshalb angemessen für die Qualität, die wir liefern. Wir sind kein Billiganbieter, was wir aufgrund der Kosten in Deutschland gar nicht sein können.
 
Was sind Ihre Wünsche an die neue Bundesregierung, um den Standort Deutschland wieder attraktiver zu machen?
 
Die Energie- und Rohstoffkosten müssen gesenkt werden. Außerdem sollten die bürokratischen Vorgaben auf ein gesundes Maß zusammengestrichen und nicht alles überreguliert werden. Auch bei der Digitalisierung und Innovationskraft müssen wir stärker vorankommen. Das ist in letzter Zeit auf der Strecke geblieben. Zudem muss der Arbeitsmarkt reformiert und Arbeit wieder stärker honoriert werden. Da müssen wir uns alle mal selbst hinterfragen. Im internationalen Vergleich, z. B. mit den USA, wird in Deutschland durchschnittlich deutlich weniger gearbeitet. Das ist etwas, was mir Sorge bereitet. Auch an die Infrastruktur müssen wir ran. Nicht nur bei der Instandhaltung von Straßen, es geht auch um Schulen und Angebote für Kinder. Es kann nicht sein, dass in den Schulen der Sportunterricht ausfällt, weil die Turnhallen nicht saniert werden. Da fragt man sich als mittelständischer Unternehmer schon: Wo gehen die Gelder hin? Auch bei den Steuern müssten Unternehmen stärker entlastet werden, damit wir im internationalen Wettbewerb bestehen. Ich bin zwar kein Freund von ständigen Förderungen, aber in der aktuellen Situation muss man über finanzielle Unterstützungen nachdenken. Und am Ende haben wir nur diese eine Welt. Deshalb werden klimatechnische Maßnahmen auch wünschenswert, damit wir in diesem Bereich wieder auf ein Level kommen, wo wir gedanklich schon waren, aber in der Praxis nicht sind.

Die Bildunterschrift wird in Bälde eingefügt. Sie können uns aber gern auch per E-Mail oder Telefon kontaktieren, wir helfen gerne weiter.https://www.pd-f.deImpressum/Imprint: pressedienst-fahrrad GmbH, Ortelsburger Str. 7, 37083 Göttingen, Germany, T: +49(0)551/9003377-0, info@pd-f.de, www.pd-f.de Quelle/Source: „www.puky.de | pd-f“
Quelle/Source: „www.puky.de | pd-f“

Das Thema Fahrradinfrastruktur spielt in diesem Wahlkampf keine Rolle. Was kann man tun, damit das Fahrrad in der politischen Wahrnehmung stärker auf die Agenda kommt?
 
Die Fahrradindustrie hat kaum eine Lobby. Es gibt zu wenig Fürsprecher fürs Fahrradfahren. Wir fangen mit unseren Produkten bei den Kleinsten an und wollen Kindern das Spielen und die Bewegung draußen ermöglichen. Durch das Radfahren erweitern Kinder ihren persönlichen Radius und können selbstständig Alltagswege bestreiten. Das muss einmal politisch verstanden werden. Kinder profitieren aber nicht von einzelnen Maßnahmen in den Großstädten, sondern es braucht regionale, individuelle Konzepte bei der Umsetzung. Da fehlt die Ausrichtung für die Zukunft. Man muss Fahrradinfrastruktur in das Mindset der Bevölkerung bringen. Nicht durch kurzfristige Aktionen, sondern durch stetige Verbesserungen. Außerdem muss sich die Kommunikation ändern. Bislang wird viel kommuniziert, wie gefährlich Radfahren ist. Aber es muss die Wichtigkeit des Bewegens dargelegt werden – gerade, wenn Kinder viel in ihrer Freizeit sitzen. Die Alltagswege sicher mit dem Rad absolvieren zu können, ist elementar. Aber man muss Radfahren auch verstehen als etwas, das eine mentale Wirkung auf Kinder hat. Das würde es uns sehr erleichtern, ein komplexes technisches Fahrzeug, das in Deutschland hergestellt wird, zu verkaufen.

„Der Standort Wülfrath ist für uns nach wie vor ein Versprechen an die Region und unsere langjährigen Mitarbeiter.“
Marc K. Thiel

Warum ist es wichtig, am Standort Deutschland auch in Zukunft festzuhalten?
 
Wir haben als Traditionsunternehmen den Anspruch, die heimische Wirtschaft zu stärken. Dennoch stellen wir uns natürlich die Frage, wo wir in Zukunft produzieren. Eine Verlagerung nach Asien wäre sicherlich günstiger, aber das ist dann nicht mehr Puky. Der Standort Wülfrath ist für uns nach wie vor ein Versprechen an die Region und unsere langjährigen Mitarbeiter. Wenn es um Qualität und Flexibilität geht, sind wir hier am besten aufgestellt. Wir können bei Bedarf schnell andere Farben für die Produkte wählen oder die Mengen anpassen, insbesondere im Custom-made-Bereich. Das wäre mit Partnern aus Asien viel schwieriger.
 
Puky ist sicherlich auch tief in der Region verwurzelt.
 
Interessanterweise gar nicht so stark. Selbst Ministerpräsident Hendrik Wüst wusste nicht, dass Puky in Nordrhein-Westfalen produziert. So geht es vielen Menschen. Wir fördern auch keine regionalen Partnerschaften, weil wir deutschlandweit verkaufen. Da müssten wir in jeder Region etwas tun. Aber der regionale Bezug ist für unsere Mitarbeiter wichtig. Und auch bei Events der Stadt Wülfrath sind wir gerne mit dabei.
 
Durch die Zollpolitik von US-Präsident Trump könnte ein Handelskrieg ausbrechen. Ist Puky schon von Maßnahmen betroffen?
 
Als Exportland sind die USA für uns noch kein Thema, aber wir blicken natürlich auf die Lage. Im Einkauf sind wir schon betroffen. Wir versuchen, unsere Rahmen aus Ländern zu beziehen, die nicht mit Strafzöllen belastet sind. Da wir aber außer den Rahmen wenig aus Asien importieren, ist es für uns auch weniger relevant. Ob Sättel, Felgen, Schaltungen, Dekore, Griffe etc. versuchen wir im Dual-Sourcing Prinzip auch vieles in Europa und auch aus Deutschland zu beziehen. Und das finde ich eigentlich wichtiger: Die Europäische Union muss sich jetzt zusammenraufen und den eigenen Wirtschaftsraum gegenüber den USA stärken. Die USA und die EU sind bei der Bevölkerungszahl und somit der Wirtschaftskraft vergleichbar. Wenn man das als eine Einheit sieht, ist es ein Pluspunkt, den gefühlt kaum einer erkennt.

Zur Person:

Marc K. Thiel ist ein zertifizierter Aufsichtsrat und ein Quereinsteiger in die Mobilitäts- und Fahrradbranche. Rund 30 Jahre lang war er in den Bereichen Finance, Beteiligungsmanagement und Real Estate in verschiedenen Unternehmen als Geschäftsführer und Vorstand tätig, bevor er im Sommer 2023 zu Puky kam, wo er zusammen mit seiner Kollegin Britta Sieper seither die Geschicke und vor allem den Transfer des Familienunternehmens eingeleitet hat und umsetzt. Seine Schwerpunkte liegen bei Marketing, Vertrieb, Finanzen, Produktmanagement und E‑Commerce.

Interview: Thomas Geisler

Die Bildunterschrift wird in Bälde eingefügt. Sie können uns aber gern auch per E-Mail oder Telefon kontaktieren, wir helfen gerne weiter.https://www.pd-f.deImpressum/Imprint: pressedienst-fahrrad GmbH, Ortelsburger Str. 7, 37083 Göttingen, Germany, T: +49(0)551/9003377-0, info@pd-f.de, www.pd-f.de Quelle/Source: „www.puky.de | pd-f“
Quelle/Source: „www.puky.de | pd-f“

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