Workpacking: ein Jahr unterwegs mit Lastenrad und Laptop
In aller Kürze:
- pd-f-Geschäftsführer Gunnar Fehlau verbrachte 2023 komplett auf einem E‑Lastenrad
- die Route: mehrfach quer durch Deutschland
- der Plan: arbeiten und Fahrrad fahren
- Übernachtung: im Freien, bei Freund:innen und Bekannten
- „Workpacking“ ist eine Wortkreation aus Arbeiten und Bikepacking, dem abenteuerlichen Radfahren mit leichtem Gepäck
Buch zur Reise
Eine ausführliche Zusammenfassung des Jahres liefert das Buch „Workpacking – Mein Jahr als digitaler Lastenradnomade“.
Die Idee unter der Dusche
Angefangen hat alles unter der Dusche. Dort kam Gunnar Fehlau, Geschäftsführer von pressedienst-fahrrad, bootcamp.bike und velonauten, auf die Idee, ein Jahr einfach mal komplett auf dem Fahrrad zu verbringen. Der Plan: An sechs Tagen je sechs Stunden arbeiten. Und zwar mal hier, mal da in Deutschland. Die restliche Zeit des Tages war fürs Radfahren vorgesehen, um Bekannte, Freund:innen und Fahrradfirmen besuchen. Der Startschuss fiel am 2. Januar 2023 auf der Radrennbahn in Göttingen, wo sich von der Familie und Arbeitskolleg:innen verabschiedet wurde.
Fun Fact
Als „gelernter“ Overnighter besitzt Gunnar Fehlau so ziemlich jeden nur erdenklichen Outdoor-Ausrüstungsgegenstand. Trotzdem musste er für sein neues Abenteuer (das, nun ja, auch länger als eine Nacht dauert) erst einmal „ungefähr 70 Sachen“ bestellen.
Der erste Monat
Workpacking – das bedeutet „Arbeiten, Abenteuer und Alltag in eine genussvolle Gleichzeitigkeit zu bringen“. Und dieser Plan ging im ersten Monat voll auf. Radeln durch viel Schnee und Arbeiten im Zelt, Ausweich-Büros, Bäckereien oder bei Firmen hielten sich im Einklang. Stopps für Vorträge im schweizerischen Nottwil und im österreichischen Dornbirn standen auf der Tagesordnung genauso wie ein paar Tage in Friedrichshafen am Bodensee. Der Ort am Messegelände war dabei ein ganz besonderer: Das Zelt wurde im Pressegarten der Messe Friedrichshafen aufgeschlagen – an dem Ort, der in den Zeiten der Eurobike in den vergangenen 30 Jahren Arbeits‑ und Meeting-Hotspot war und der somit sehr eng mit dem beruflichen Werdegang verbunden ist.
Podcast: Der 1. Monat
Übrigens:
Frühling lässt auf sich warten
Im März war die 2000-Kilometer-Marke geknackt. Etappenziele waren in dieser Zeit unter anderem Unternehmen aus der Fahrradbranche (z. B. Puky in Wülfrath) und ein Besuch inklusive Vortrag auf der Fahrradmesse Cyclingworld in Düsseldorf. Ein Abstecher in die Niederlande stand ebenfalls auf dem Programm, bevor es via Kempen und Köln nach Bergisch-Gladbach ging, wo sich Bruder und Eltern über einen Besuch freuten. Freund:innen und Kolleg:innen hatten in der Zeit ebenfalls eine offene Tür. Und falls nicht, gab es die Plattform „1NiteTent“, um einen Schlafplatz zu finden. Doch warme Betten waren trotz kalter Nächte nicht gefragt: Ausgerollt wurde der Schlafsack aber meist doch im Garten. „Gebäudefasten“ ist der passende Begriff, der natürlich mit einem Augenzwinkern genutzt wird. Immer dabei: Eine dicke, bequeme Therm-a-Rest-Isomatte, ein Yeti-Schlafsack, ein Schlauchtuch, das gefüllt mit Klamotten als Kissen dient und den Handy-Akku wärmt, und natürlich ein Kuscheltier. Gearbeitet wird allerdings im Warmen – mal in einem Café, mal im Wohnzimmer der Kollegin, mal am elterlichen Küchentisch oder im Großraumbüro von Kunden.
Übrigens:
Endlich wird es wärmer
Das mit dem Frühling und den wärmeren Temperaturen erwies sich als eine zähe Sache. Sonnenschein und zweistellige Gradzahlen ließen auf sich warten, beeinflussten dann aber nicht nur die Natur – auch Menschen waren jetzt öfter zu sehen und anzusprechen. Dazu machte das draußen schlafen und auch kochen viel mehr Spaß. Auf den Campingkocher kamen „Ein-Topf-Gerichte“ aus Zwiebeln, Lauch, Fenchel und Kartoffeln oder auch mal was auf den Grill. Die Tour führte Anfang April aus dem Wendland nach Berlin. Ein Höhepunkt: Ein Zwischenstopp für das Eierfeilen-Brevet. Bei diesem traditionellen Spaß-Rennen fahren die Teilnehmer:innen 200 Kilometer auf einem fremden, nicht ganz so toll ausgestatteten Fahrrad (a.k.a. „Eierfeile“) durch das Wendland. Immer wieder ein Riesenspaß. In Berlin Anfang Mai standen der Besuch von Freund:innen und Kunden an, aber auch die Messe VELOBerlin. Bis dato wurden ca. 4.500 Kilometer absolviert.
Übrigens:
Es gibt was zu feiern
Ab Mitte Mai führte die Tour durch sattgrüne Wiesen und Wälder. Und Übernachtungen an einem See machten jetzt wirklich richtig Spaß. Grund zum Feiern gab es auch: Zwar nicht die Meisterschaft des Herzens-Fußballclub BVB, sondern den 50. Geburtstag – ein Treffen mit der Familie inklusive. Und es bannte sich schon das nächste Highlight an: Die Eurobike, die weltgrößte Fahrradmesse, lud vom 21. bis 25. Juni nach Frankfurt am Main. Die Messe bedeutete einerseits: viel Arbeit, gerade im Vorfeld. Andererseits heißt Eurobike aber auch immer, Menschen zu treffen, die man länger nicht gesehen hat. Bewusst Zeit nehmen und wenig Termine einplanen war deshalb das Credo der Eurobike 2023.
Fahrradpersönlichkeit des Jahres
Neben den vielen persönlichen Begegnungen gab es noch eine unerwartete Ehre: Die Bike-Bild-Redaktion zeichnete Gunnar für seine Workpacking-Tour als „Fahrradpersönlichkeit des Jahres“ aus. „Darüber habe ich mich wirklich sehr gefreut“
Übrigens:
Grenzerfahrungen
Nach einem Zwischenstopp in Potsdam ging die Route im Juli Richtung Schwarzwald und Vogesen. Dort machte die Tour die France Station und bot eine einmalige Gelegenheit, die Fahrer auf der vorletzten Etappe lautstark anzufeuern. Rund 9.000 Kilometer waren inzwischen absolviert, bevor es weiterging Richtung Pfälzerwald, um am MTB-Rennen “Schlaflos im Sattel” teilzunehmen. Anschließend führte der Weg Mitte August weiter nach Osten. Der Start der jährlich stattfinden Grenzsteintrophy stand an.
Tee zum Aufwärmen
Doch plötzlich hatte der Sommer eine Vollbremsung hingelegt und zack war der Herbst da! Dieser Moment bereitete schon seit Ende April ein bisschen Angst: die Nässe, die Kälte, die leidige Suche nach Netzabdeckung mit trockener Sitzgelegenheit. Zu guter Laune verhalf am Abend ein heißer Tee mit Ingwer. Für noch bessere Laune sorgten die Menschen unterwegs, sowohl bei der Messe Bespoked in Dresden als später in der Sächsischen Schweiz. Von dort aus ging es wieder Richtung Berlin, bevor es entlang der Ostseeküste nach Hamburg ging.
Podcast: Reise geht zu Ende
Alles hat ein Ende
Am 20. Dezember endete die Workpacking-Tour nach 353 Tagen und 12.505 Kilometern genau dort, wo sie begonnen hat: auf der Radrennbahn in Göttingen. Mehr als die lange Strecke machten die vier Jahreszeiten einen erheblichen Teil der Erlebnisse aus. Radfahren zwischen ‑9 Grad und plus 38 Grad Celsius brauchte unterschiedliche Ausrüstung und Verpflegung – eine Herausforderung bei der Zusammenstellung des Gepäcks, die man so anfänglich vielleicht gar nicht auf dem Schirm hatte.
Podcast: Die Zeit danach
Bildergalerie
Vergangene Vorträge
- 12.04.2023: Drahtesel, Münster
- 15.04.2023: Rad & Tour, Cuxhaven
- 13.+15.05.2023: Freiluft-Testival, Berlin-Wannsee
- 23.05.2023: Fahrradies, Halle/Saale
- 15.06.2023: Kultur-Café, Groß-Gerau
- 26.06.2023: Workshop Globetrotter, Frankfurt
- 24.11.2023: Globetrotter, München
- 09.12.2023: Globetrotter, Hamburg
- 19.09.2024: 26. Kongress Immobilien und Facility Management mit SAP, Berlin
- 08.11.2024: Schicke Mütze, Düsseldorf