Zehn Tipps zum E-Bike-Kauf
1) Nicht auf Netzrecherche verlassen
Man muss für sich selbst bestimmen, welche Art von E‑Bike man fahren möchte – und für welchen Einsatzzweck man es braucht. Am besten dafür beim Fachhändler ein paar Modelle passend zum Einsatzzweck ansehen oder sich mit Bekannten unterhalten, welche E‑Bikes diese nutzen. Von reiner Internetrecherche raten Expert:innen zum Einstieg hingegen ab. „Wenn man im Netz mit der Suche anfängt, wird man erst mal erschlagen“, sagt Anke Namendorf, Brand Managerin beim niederländischen Hersteller Koga. „Besser ist, den Einsatzzweck zu bestimmen und dann gezielt mit Menschen zu sprechen, die selbst Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt haben.“
2) Reichweite ist nicht alles
Ein Vergleichskriterium, das gerne als erstes genutzt wird, ist die Akku-Kapazität. Hartnäckig hält sich die Meinung: Je größer der Akku, desto besser, denn dann kann man weiter fahren. Das ist zwar korrekt, aber bei vielen Einsatzzwecken gar nicht notwendig. Für Pendler:innen mit täglichen Streckenlängen von zehn bis zwanzig Kilometern können beispielsweise kleinere Akkus eine Option sein, da ein tägliches Aufladen möglich ist. Der Vorteil: Die E‑Bikes sind leichter und lassen sich in der Stadt auch mal über Stufen tragen. „Im Grunde sind die Akkus überdimensioniert für den Alltagsgebrauch. Aber es mag auch Fälle geben, wo große Akkus sinnvoll sind, zum Beispiel bei Cargobikes mit hoher Beladung oder bei langen Touren am Wochenende“, sagt Benjamin Wenz, Media Relations bei Riese & Müller. Für solche Fälle gibt es auch Dual-Battery-Lösungen mit zwei Akkus oder sogenannte Range Extender, kleine Zusatzbatterien, die man bei Gebrauch anstecken kann. „Der wesentliche Unterschied vom E‑Bike zu anderen E‑Fahrzeugen: Man kann es auch ohne Motorunterstützung noch fahren“, so Wenz.
3) Weniger kann auch mehr sein
Eine weitere gerne genutzte Vergleichsgröße ist die Angabe zur Motorpower, also das Drehmoment. Je mehr Drehmoment, desto stärker der Motor – so die bislang vorherrschende Meinung. Mit dem Trend zu leichten E‑Bikes ändert sich allerdings die Aussagekraft des Wertes. Kleine Motoren, wie sie in den leichten Modellen verbaut sind, haben weniger Drehmoment, können jedoch viel Kraft entfalten. Außerdem wächst das Angebot an unterschiedlichen Antriebssystemen stetig. Zwar ist der Mittelmotor von Bosch der Marktführer, aber auch andere Systeme funktionieren gut und bieten mittlerweile Alternativen mit unterschiedlichen Fahrcharakteristika, abgestimmt auf den Einsatzzweck. Mit der Motor-Getriebe-Schaltung von Pinion, kurz MGU, ist zusätzlich neu ein System auf dem Markt, das Schaltung und Motor in einem Gehäuse vereinigt und so für ein komfortables, wartungsarmes und kraftvolles Fahrgefühl sorgt. „Das ist eine superspannende Sache und ist so das Maximum an Leistung und Technologie, was man an einem E‑Bike verbauen kann“, sagt Wenz.
4) Gedanken um das Display machen
Bei der Entscheidungsfindung meist unterschätzt, aber elementar wichtig, ist das passende Display. Es ist die Kommunikationseinheit zwischen Mensch und Rad. Mittlerweile gibt es eine große Anzahl an unterschiedlichen Modellen. Vom Display mit Navigationsmöglichkeit bis zur kleinen Remote-Einheit am Lenker, die nur die Unterstützungsmodi anzeigt, oder einem einfachen Schalter am Rahmen. Auch Schnittstellen zum Handy sind möglich. E‑Mountainbiker:innen greifen eher zur kleinen Lösung, während Tourenfahrer:innen größere Displays bevorzugen. Auch möglich: eine Kombination aus Lenkereinheit und Smartphone. Dafür gibt es passende Lenkerhalterungen, etwa von SKS Germany oder Fahrer Berlin, mit denen das Smartphone am Lenker befestigt und so zur Navigation genutzt wird.
5) Keine Angst vor digitalen Features
Immer mehr Systeme werden mit dem Wort „smart“ versehen und punkten durch digitale Features – und diese bringen diverse Vorteile für die E‑Bikenden. So können beispielsweise System-Updates direkt via App gemacht werden, ohne dass man extra in den Fahrradladen muss. Oder auch GPS-Ortung im Falle eines Diebstahls oder Verlusts des Bikes ist möglich. Die Lösungen, zum Beispiel von IoT Venture, werden bereits direkt im Bike integriert und müssen nur noch aktiviert werden. Die Hersteller können die einzelnen Fahrten anonym tracken und so Rückschlüsse auf das Fahrverhalten der Nutzer:innen schließen. Die Ergebnisse dienen beispielsweise als Grundlage zur Verbesserung des Werkstattservices oder der künftigen E‑Bikes.
6) Komfort neu erleben
Ein E‑Bike mit Automatikschaltung? Es sind solche Features, die vielleicht unwahrscheinlich klingen, aber das E‑Biken immer komfortabler machen. Pinion hat bei seiner Motor-Getriebe-Einheit MGU mittlerweile die Funktion „Auto-Shift“ serienmäßig integriert. Mit dieser sind die Schaltvorgänge komplett automatisiert – einfach die gewünschte Trittfrequenz einstellen und den Rest übernimmt das System. Aber auch weitere Features wie Blinkersystem (z. B. „Turntec“ von Busch & Müller) oder ABS-Bremssysteme erhöhen die Sicherheit und den Fahrkomfort beim E‑Bike.
7) Richtige Rahmenform und -größe finden
Nach der Entscheidung für das passende Antriebssystem gilt es, die richtige Rahmenform festzulegen. Der Markt bietet eine Vielzahl an unterschiedlichen Möglichkeiten. Es gibt sogar E‑Mountainbikes mit Vollfederung als Tiefeinsteiger (z. B. von Haibike). Wer zwischen 1,65 und 1,90 Meter groß ist, für den ist die Auswahl groß. Kleinere oder größere Menschen können bei Spezialanbietern mit Individualaufbauten (z. B. Bernds) fündig werden. Auch wichtig: Das zulässige Gesamtgewicht des Rades beachten! Dieses errechnet sich aus Gewicht des E‑Bikes plus Zuladung plus Fahrer:innengewicht. Schwerere Fahrer:innen sollten deshalb zu E‑Bikes mit einem Gesamtgewicht von 180 Kilogramm greifen.
8) Probefahrt machen
Theorie ist das eine, Praxis das andere. Eine Probefahrt ist immer zu empfehlen. Einerseits um zu testen, ob das Rad auch wirklich passt. Andererseits um sich mit dem Motorsystem vertraut zu machen. Es lohnt sich definitiv, unterschiedliche Systeme einmal zu testen.
9) Finanzierung klären
Das Wunsch-E-Bike ist zu teuer? Dann gibt es unterschiedliche Finanzierungsmodelle. Neben dem Direktkauf hat sich Leasing als beliebte Option etabliert. Dabei können Arbeiternehmer:innen ein E‑Bike über den Arbeitgeber leasen und dabei sogar Steuern sparen. Das E‑Bike wird über eine monatliche Rate finanziert, nach Ablauf von drei Jahren kann das Rad abgekauft werden. Eine weitere Alternative bietet beispielsweise Riese & Müller mit einem eigenen Abo-System. Mit diesem kann ein Rad bis zu zwei Jahre über einen monatlich festen Betrag abbezahlt werden.
10) Die beste Zeit ist jetzt
E‑Bikes werden nur im Frühjahr gekauft? Nein! „Die beste Zeit ist immer jetzt“, sagt Benjamin Wenz. „Die Händler haben ein breites Angebot. Es ist ein attraktives Preisgefüge, sodass man auch mit einem kleineren Budget sicher etwas Passendes finden wird.“ Und Anke Namendorf ergänzt: „Wer sich im Kopf mit dem Kauf eines E‑Bikes beschäftigt, sollte es dann auch machen.“